Ich mag die Sternstunde Philosophie sehr gut. Diese eine Sendung (hier nachzuschauen) zum Thema Burka aber ist ein Lehrstück in Sachen Hemmung und Selbsttabuisierung. Reinhard Merkel ist Rechtsphilosoph, Christine Abbt ist Philosophin. Bleisch ist Moderatorin und ebenfalls Philosophin.
Wenn Philosphen philosophieren, kommen sie vom Hunderste ins Tausendste, das gehört zum Jobprofil.
Was erstaunt, ist, dass es 33 Minuten braucht, bis man auf das Thema zu sprechen kommt, das für alle offensichtlich ist und uns unter den Nägeln brennt: der radikal-fundamentalistische Islam.
Vorher wird über Kleiderordnungen allgemein gesprochen, über unterschiedliche kulturelle Prägungen, die Rolle der Frau und die Integration von Zugezogenen.
Man kann sich als Zuschauer des Eindrucks nicht erwehren, dass Moderatorin Bleisch den problematischen Punkt möglichst zu umschiffen versucht. Als nach 33 Minuten endlich das Wort "Fundamentalismus" fällt und Herr Merkel das Beispiel seines jüdischen Bekannten anführt, welcher sich aus Angst vor muslimischen Jugendlichen nicht mehr mit Kippa auf die Strasse traut, schwenkt Bleisch auf ein Buch des Ehepaars Münkler, das dafür plädiert, das Ganze aus sozialpolitischer Perspektive anzugehen.
Es ist nicht das letzte Mal, das Bleisch hektisch interveniert, wenn Merkel auf die Religion als Ferment des Radikalismus zu sprechen kommen will.
So differenziert die Philosophinnen über Kleidercodes, westliche Werte und kulturelle Spannungen debattieren können, so ratlos wirken sie beim Hauptproblem, dass nämlich eine konservative, ja radikale Reislamisierung unter Muslimen -und hier besonders unter Jugendlichen- zu beobachten ist.
Der expandierende Salafismus, die saudische Ideologie, die problematischen Geldflüsse aus der arabischen Welt, die Moscheen und Vereine (der Sorte IZRS) finanzieren, all das wird NICHT THEMATISIERT.
Nur sehr vorsichtig argumentiert Abbt, sie wolle ja auch nicht, dass ihre weiblichen Verwandten eines Tages mit Niqab herum laufen müssen. Doch alle drei, die Moderatorin und die Gäste sind sich einig, dass ein Burkaverbot falsch wäre.
Woher rührt dieser Eiertanz, der an Selbsttabuisierung grenzt?
Von der Angst, rechten Kreisen in die Hände zu spielen? Von der Angst, sich den Vorwurf der Islamophobie oder des Rassismus einzuhandeln? Sind die Philosophinnen zumal, durch den z.T. heftigen Diskurs über Frauenrechte, irgendwie gehemmt? Sie wirken so.
Religionskritik war immer eine Domäne der Philosophen (Feuerbach, Marx, Nietzsche und viele mehr). Gilt das für den Islam nicht?
Hier eine kurze Zusammenfassung der Sendung:
Was wird besprochen? Es geht um das Recht, sich der Kommunikation zu verweigern. Es wird besprochen, dass nur eine verschwindende Minderheit Burka trägt. Die Frage, ob eine Burka frauenverachtend sei, beantwortet die Philosophin mit "ist problematisch" und weist auf andere Arten von Verhüllung hin zum Beispiel beim Karneval. Immerhin nimmt sie den Begriff "Entindividualisierung" in den Mund, trotzdem ist sie gegen ein Verbot der Burka, wennschon, solle man von "Verhüllungsverbot" reden und ihn ausdehnen.
Reinhard Merkel meint zwar schon, die Burka sei patriarchal-religiöser männlicher Dominanz geschuldet; sie zu verbieten aber wäre "paternalistisch". Das Gespräch geht dann Richtung "was ist mit dem westlichen Frauenbild"? Und darf man aus der Burka eine Kulturdebatte machen? Geht, so Moderatorin Bleisch, das Ganze dann nicht Richtung Kulturalismus, der Rassismus unsererseits sei?
Es dauert eine halbe Stunde (!) bis das Wort "Fundamentalismus" fällt. Die Herren und Damen Philosph_Innen reden also 30 Minuten um den Brei herum, bis einer endlich auf den Punkt kommt. Merkels Satz "Wir haben Indizien für einen weit höheren Fundamentalismus..." wird von der Moderatorin sofort unterbrochen mit dem Hinweis auf Münklers These, es gehe in Wahrheit um sozialpolitische Spannungen. Die hätten nichts mit einer fremden Kultur zu tun, sondern mit der Möglichkeit bzw. Schwierigkeit, an der hiesigen Kultur partizipieren zu können.
Wieder versucht Merkel die kulturell bedingten Spannungen aufzuzeigen, diesmal an einem Beispiel: Ein Bekannter von ihm ist Jude getraut sich in Berlin nicht mehr mit der Kippa herum zu laufen, weil ihm muslimische Jugendliche vor die Füsse spucken. Bleisch fragt nach, ob man aus solchen winzigen Beispielen wirklich eine grosse Burkadebatte lostreten muss.
Merkel belegt mit Umfragewerten den latenten oder offenen Antisemitismus vor allem jugendlicher Muslime. Bleisch wiederum drängt auf Integration, das Ganze habe nicht mit Kultur und Zuwanderung zu tun. Ein Burkaverbot treibe ein Keil zwischen den Gemeinschaften.
Merkel weist zu Recht darauf hin, dass Fundamentalisten per se nicht dialogfähig, bzw. integrierbar sind. Er widerspricht Münkler: das Hauptproblem IST die Religion. Und es seien die islamischen Gemeinschaften gefordert, ihre Jugendlichen so zu erziehen, dass sie Muslime UND loyale Staatsbürger werden und der Radikalisierung widerstehen. Natürlich muss Bleisch nachfragen, mit welchem Recht wir meinen, unsere Kultur verteidigen zu müssen. Alle drei sind schliesslich gegen ein Burkaverbot.
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B. Amatruda
Montag, 5. September 2016
Dienstag, 31. Mai 2016
Die wahre Wurzel der Religion: Nahtoderlebnisse und Mystik
Endlich beschäftigt sich ein arrivierter Theologe mit dem Phänomen der Nahtoderlebnisse.
Vieles, was kirchlicherseits bisher zum Thema gesagt wurde, hatte auch immer eine stark apologetische Seite (man vgl. "Ewiges Leben?" von Max Küng oder Knoblauchs religionswissenschaftliches Buch).
Denn die Theologie -und das ist eine ihrer grossen Schwächen- will immer auch innerhalb eines vorgegebenen dogmatischen Rahmens Aussagen machen. Da werden die Nahtodberichte zwar zur Kenntnis genommen, dann aber aufgrund des Dogmas der Auferstehung relativiert. Herbert Koch nimmt sich in seinem neuesten Buch der Materie unvoreingenommen an und kommt zu überraschenden Schlüssen. Einer davon bestätigt meine alte Vermutung, dass der Apostel Paulus so etwas wie ein Nahtoderlebnis oder zumindest eine out-of-body-experience gehabt haben muss, welches sein Leben komplett umgekrempelt hat. Hier der Link dazu:
Das Ernstnehmen solcher Zustände stellt einen Widerspruch dar gegen ein rein materialistisches Verständnis der Welt und des Lebens. Gleichzeitig auch gegen ein Verständnis von Religion als Machtinstrument und Organisation. Was sowohl Mystiker wie auch Nahtoderfahrene berichten, übersteigt jegliche Vorstellungen von Gott, Liebe, Zeit und Raum, Körper und Seele. Man bemerke nur mal die immer wieder auftauchenden Strukturmerkmale in diesem Radiobericht:
Berichte von Nahtoderfahrungen
Eine kurze Zusammenfassung findet man auch im ersten Post auf diesem Blog.
Wie Herbert Koch bin auch ich der Meinung, die Kirchen sollten sich mit dem Thema näher und unvoreingenommen auseinander setzen, ohne es gleich in die Esoterik-Ecke zu stellen.
B. Amatruda
Vieles, was kirchlicherseits bisher zum Thema gesagt wurde, hatte auch immer eine stark apologetische Seite (man vgl. "Ewiges Leben?" von Max Küng oder Knoblauchs religionswissenschaftliches Buch).
Denn die Theologie -und das ist eine ihrer grossen Schwächen- will immer auch innerhalb eines vorgegebenen dogmatischen Rahmens Aussagen machen. Da werden die Nahtodberichte zwar zur Kenntnis genommen, dann aber aufgrund des Dogmas der Auferstehung relativiert. Herbert Koch nimmt sich in seinem neuesten Buch der Materie unvoreingenommen an und kommt zu überraschenden Schlüssen. Einer davon bestätigt meine alte Vermutung, dass der Apostel Paulus so etwas wie ein Nahtoderlebnis oder zumindest eine out-of-body-experience gehabt haben muss, welches sein Leben komplett umgekrempelt hat. Hier der Link dazu:
Immer mehr komme ich zur Überzeugung, dass die eigentliche Wurzel aller Religion nicht die äussere "Offenbarung" einer Gottheit ist, sondern dass innere Erleben ausserordentlicher, alles Bekannte sprengender (sprich: trans-zendenter) Zustände ist. Dies kann völlig unerwartet geschehen oder aber anhand meditativer, kontemplativer Übungen herbeigeführt werden, wie in der Mystik.
Das Ernstnehmen solcher Zustände stellt einen Widerspruch dar gegen ein rein materialistisches Verständnis der Welt und des Lebens. Gleichzeitig auch gegen ein Verständnis von Religion als Machtinstrument und Organisation. Was sowohl Mystiker wie auch Nahtoderfahrene berichten, übersteigt jegliche Vorstellungen von Gott, Liebe, Zeit und Raum, Körper und Seele. Man bemerke nur mal die immer wieder auftauchenden Strukturmerkmale in diesem Radiobericht:
Berichte von Nahtoderfahrungen
Eine kurze Zusammenfassung findet man auch im ersten Post auf diesem Blog.
Wie Herbert Koch bin auch ich der Meinung, die Kirchen sollten sich mit dem Thema näher und unvoreingenommen auseinander setzen, ohne es gleich in die Esoterik-Ecke zu stellen.
B. Amatruda
Donnerstag, 19. Mai 2016
Muslime missionieren? Eine Diskussion.
Darf man Muslime für den christlichen Glauben zu gewinnen suchen, sprich: missionieren?
Hier könnten die Landeskirchen von den Freikirchen lernen. Denn für Freikirchen ist klar, dass sich ihr Missionsauftrag auch auf Angehörige anderer Religionen ausdehnt.
Was spricht gegen die Muslimenmission? Nichts. Im Gegenteil ist dem Erstarken der salafistischen Bewegungen unter jungen Menschen in Europa (auch und gerade unter ursprünglich nicht muslimischen) mit erhöhten Missionsanstrengungen zu begegnen.
Ist es legitim, unter Flüchtlingen zu missionieren? Nimmt man ihnen nicht -nachdem sie schon ihre Heimat verloren haben- auch noch ihre geistige/geistliche Heimat und einen Teil ihrer Identität?
Mission ist immer ein Angebot. Und was das Christentum zu bieten hat, überwiegt alles. (Streng theologisch genommen ist der Islam eine Irrlehre, darüber sollte auch keine noch so wohlmeinende ökumenische Einstellung und Religionstoleranz hinweg täuschen. Und Menschen ein Befreiungsangebot aus den Fängen einer Irrlehre zu machen, ist genuin christlich).
Wenn also, wie sogar seitens religiös-sozialer Synodaler heftigst bekämpft, für christliche Flüchtlinge keine privilegierte Behandlung möglich sein soll (weil angeblich unchristlich), so sollen wenigstens nicht-christliche Flüchtlinge für das Christentum gewonnen werden dürfen.
Was meint Ihr?
Hier könnten die Landeskirchen von den Freikirchen lernen. Denn für Freikirchen ist klar, dass sich ihr Missionsauftrag auch auf Angehörige anderer Religionen ausdehnt.
Was spricht gegen die Muslimenmission? Nichts. Im Gegenteil ist dem Erstarken der salafistischen Bewegungen unter jungen Menschen in Europa (auch und gerade unter ursprünglich nicht muslimischen) mit erhöhten Missionsanstrengungen zu begegnen.
Ist es legitim, unter Flüchtlingen zu missionieren? Nimmt man ihnen nicht -nachdem sie schon ihre Heimat verloren haben- auch noch ihre geistige/geistliche Heimat und einen Teil ihrer Identität?
Mission ist immer ein Angebot. Und was das Christentum zu bieten hat, überwiegt alles. (Streng theologisch genommen ist der Islam eine Irrlehre, darüber sollte auch keine noch so wohlmeinende ökumenische Einstellung und Religionstoleranz hinweg täuschen. Und Menschen ein Befreiungsangebot aus den Fängen einer Irrlehre zu machen, ist genuin christlich).
Wenn also, wie sogar seitens religiös-sozialer Synodaler heftigst bekämpft, für christliche Flüchtlinge keine privilegierte Behandlung möglich sein soll (weil angeblich unchristlich), so sollen wenigstens nicht-christliche Flüchtlinge für das Christentum gewonnen werden dürfen.
Was meint Ihr?
Donnerstag, 4. Februar 2016
Pharisäer Reloaded - oder vom Reiz der "Reizwörter"
Jesus stritt sich oft mit den Pharisäern. Nicht etwa, weil das böse Menschen waren. Im Gegenteil, sie meinten es sogar gut - in ihrem Sinne. Sie waren darauf bedacht, den Alltag peinlich genau nach den religiösen Regeln zu gestalten. Aber nicht nur ihren eigenen Alltag, sondern der Alltag aller. Anders gesagt: sie konnten gehörig auf die Nerven gehen! Mehr als ihre Pedanterie hielt ihnen Jesus ihre verdrehte Motivation vor.
Heutige "Pharisäer" sind Leute, die sich ständig ins Leben anderer einmischen, um sie zu korrigieren. Sie fällen gerne moralische Urteile über andere und fühlen sich gut dabei.
Lange galt dieses Verhalten als unhöflich oder impertinent. In den letzten 10 Jahren aber beobachte ich ein dramatisches Anschwellen pharisäischer Besserwisserei und moralischen Auswurfs.
Selbstverständlich darf jeder seine Meinung zu allem haben und so leben, wie er es für richtig hält. Aber die Neopharisäer machen aus allem eine Glaubensfrage, nach der sie die Welt in gut und böse einteilen. In allen noch so nebensächlichen Fragen spaltet sich die Gesellschaft in zwei Lager: Impfgegner /-befürworter, Fleischesser/Veganer, Reformpädagogen/Alte Schule-Bildungstheoretiker, Ehe für alle/-nur für Mann und Frau etc. etc. etc. von Politik und Religion ganz zu schweigen.
Man könnte sagen, Lagerbildungen gehörten zum demokratischen Diskurs. Die einen sind dafür, die anderen dagegen, so what. Was dabei aber immer mehr unter die Räder gerät, ist die sachlich-inhaltliche Auseinandersetzung. Wenn pharisäische Gegner einen sofort des Rassismus bezichtigen, sobald man sich kritisch zu gewissen Religionen oder Volksgruppen äussert, heisst das, man WILL keine Diskussion. Gewisse Themen werden mit einem Tabu belegt. Um so stärker bildet sich dann auf der Gegenseite ein eigenes Pharisäertum und bald erstickt die Debatte unter der Last der gegenseitigen Schulzuweisungen und moralischen Verunglimpfungen.
Da übrigens die heutigen Pharisäer wissen, dass sie überhaupt nicht beeinflussen können, was andere Menschen TUN, versuchen sie wenigstens Einfluss zu nehmen, wie andere REDEN (zumindest ihnen SPRACHLICH ein schlechtes Gewissen zu machen
Man erkennt die Neopharisäer schon an ihren ersten REAKTIONEN auf gewisse REIZWÖRTER.
Anstatt nun Reizwörter zu vermeiden, um sich nicht dem Zorn irgendwelcher Besserwisser auszusetzen, sollte man umgekehrt ein reizvolles gesellschaftliches Experiment verfolgen: anhand der Reizwörter und der Reaktionen die Pharisäergruppe identifizieren und die Pharisäerstärke berechnen.
Sprechen Sie also in einer Gruppe das Wort "Islamisierung" aus - und schauen Sie, wie das Gegenüber reagiert. Oder das Wort "EU-Skeptiker" oder "EU-Beitritt" oder "Genderismus" oder "Feminismus" oder "Linke" oder "Homöopathie" oder "Schulmedizin".
Wenn das Gegenüber nicht nachfragt, was und wie Sie es genau meinen, sondern sofort ein Statement parat hält ("das ist rassistisch/das ist Kuscheljustiz/das ist aber beleidigend" etc.), wissen Sie, dass Sie einen Neopharisäer vor sich haben.
Schreiben Sie in die Kommentarspalte, was Sie mit diesem Experiment für Erfahrungen gesammelt haben. Wir sind gespannt!
(P.S. eine erste Reaktion auf diesen Blog stammt von einer Religionswissenschaftlerin. Sie weist mich darauf hin, dass ich den Begriff "Pharisäer" pejorativ verwende und somit potentiell eine Bevölkerungsgruppe verunglimpfe. Potentiell auch nur deshalb, weil es diese Gruppe seit ca. 1900 Jahren nicht mehr gibt)
Donnerstag, 28. Januar 2016
Ausverkauf! Europas wahre Werte.
Micheline Calmy Rey, das ist die links |
Das Pferd darf unverhüllt bleiben |
Zwischen diesen Bildern liegen fast 8 Jahre:
Die damalige Bundesrätin Micheline Calmy-Rey trägt bei ihrem Besuch 2008 im Iran ein Kopfschleier.
Heuer lässt die italienische Regierung die Statuen im Campidoglio verhüllen, um dem iranischen Präsidenten Rohani den Anblick nackter Skulpturen zu ersparen. Der könnte sich sonst in seinem Schamgefühl verletzt fühlen.
Calmy Rey, die eines Gasdeals wegen in Teheran weilte, benahm sich wie ein Gast, der sich den Gepflogenheiten des Gastgebers anpasste. So zumindest lautet die wohlwollende Auslegung ihrer Kleiderwahl.
Italiens Premier Renzi versteht Gastfreundschaft offenbar umgekehrt: Er passt sich dem Gast an.
Der Shitstorm ist natürlich vorprogrammiert. Ebenso wie die Diskussionen über westliche Werte, die wir den Empfindlichkeiten muslimischer Politiker zu opfern bereit sind.
2014 ging Real Madrid noch weiter. Für arabische Sponsoren entfernte der renommierte Fussballclub das Kreuz auf seinem Wappen.
Finde den Unterschied |
Es drängen sich zwei Fragen auf. Die eine ist politisch nicht korrekt. Sie lautet: Was ist das für eine Kultur, die den Anblick von Kreuzen, nackten Statuen und weiblicher Haarpracht nicht erträgt und Empörung zum Lebensstil erklärt?
Die zweite Frage betrifft uns selbst: Wieso sind wir so schnell bereit, westliche Identitätsmerkmale wie Pickel zu kaschieren, nur weil sie andere "beleidigen" könnten?
Die Antwort darauf liefert das nächste Beispiel. In der Schweiz wird ein nationales Burkaverbot nach dem Vorbild Belgiens und Frankreichs diskutiert. Nun hat die Ständeratskommission von einem solchen Verbot abgeraten. Ein Argument lautet, es habe so wenig Burkaträgerinnen in unserem Lande, da sei ein Verhüllungsgesetz absurd. Das eigentliche Hauptargument aber ist ein anderes:
Das Verbot beträfe vor allem zahlungskräftige Touristinnen aus arabischen Ländern, die dann nicht mehr zu uns kämen. Das könnte sich auf den Tourismus negativ auswirken.
Das erste ist ein Scheinargument: Es gibt auch sehr wenige Nacktwanderer oder private Schnapsbrenner und trotzdem sind ihre Aktivitäten verboten.
Das zweite Argument besagt: Solange Burkaträgerinnen Rolex Uhren kaufen und in Luxushotels nächtigen, wollen wir uns keine Gedanken machen über Menschenrechte in Saudi-Arabien oder die Signalwirkung weiblicher Verhüllung.
"Westliche Werte" ist nur eine Worthülse. Denn offensichtlich gibt es nur EINEN WERT: den des Euros, des Schweizer Frankens, des Dollars. Ihm ist Real Madrid bereit, sein Kreuz zu opfern. Renzi hat diese Woche über ein Dutzend Geschäftsabkommen mit dem Iran unterzeichnet.
Mir war immer unerklärlich, wie der von mir hoch geschätzte Songwriter Randy Newman ein textlich und musikalisch so schlechtes Lied schreiben konnte wie "It's money that matters".
Nun dämmert es mir langsam: Die Opferung der eigenen Ideale auf dem Altar des Mammons ist im Grunde so ernüchternd und banal, dass sie kein besseres Lied verdient.
It's money that matters /
this is what I say /
It's money that matters /
In the USA /
Es wäre an der Zeit, eine europäische Coverversion einzuspielen.
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