Freitag, 25. September 2015

AC/DC und der Vatikan oder: Wer auf Reformen hofft, ist selber schuld! ----------- Eine Glosse.



Was haben AC/DC, Status Quo und die Katholische Kirche gemeinsam?  Sie sind seit Jahren mit dem Ewiggleichen erfolgreich.


Seit dem Amtsantritt des gegenwärtigen Papstes wollen Kommentatoren und Kaffeesatzleser aus Sätzen und Gesten des Pontifex eine Tendenz zur Erneuerung erkennen. Sogar Protestanten bekunden immer wieder ihre Hoffnungen auf Reformen in der Schwesterkirche. Vergebliche Liebesmüh:
Sollten sich die Katholiken reformieren (Zölibat, Frauenordination etc.), wären sie ja Reformierte.

Die Kirchen mögen ihr Selbstverständnis auf Gott, Jesus und die Apostel gründen ("Ekklesiologie" im Fachjargon), in der Welt funktionieren sie nunmal aber nach weltlichen Massstäben, d.h. wie Betriebe, Institutionen und Vereine. Manchmal sogar wie Rockbands.



Status Quo: 3 Akkorde in 40 Jahren



Status Quo (der Name ist Programm) spielen seit über 40 Jahren bekennenderweise dieselben Lieder mit denselben 3 Akkorden. Selbstironisch wie Briten nunmal sind, nannten sie eins ihrer Alben "In Search of the Fourth Chord" - auf der Suche nach dem vierten Akkord. Ihr Publikum würde aber einen solchen vierten Akkord nicht ertragen (erst recht nicht, würde es sich um einen jazzigen dim7#11 handeln), genau so wenig darf Angus Young, der sechzigjährige AC/DC-Gitarrist seine Schuluniform gegen ein altersgemässeres Kleidungsstück eintauschen. Der Erfolg dieser Bands liegt im Wiederholen der bekannten Gesänge, Posen und Rituale begründet. - Genau dasselbe gilt für die katholische Liturgie, die von Polen bis Venezuela zu allen Zeiten dieselbe sein soll.

60jähriges Nachwuchstalent A. Young


Erfolgreiche Bands sind sofort erkennbar aufgrund der Merkmale, die sie einzigartig machen. Im Marketing nennt man das USP.

Auch auf dem "Supermarkt der Religionen" (vgl. F.W. Graf "Götter Global") bedarf es der unique selling propositions, der USP, zu Deutsch: Alleinstellungsmerkmale. Sie machen eine Religion sichtbar und definieren deren Abgrenzungen.

Die USP der Katholiken: das sind die, die nicht heiraten dürfen und gegen Verhütung sind!
Die USP der Orthodoxen: das sind die, die mit ihrem Staat verbandelt sind.
Die USP der Freikirchen: das sind die, für die man sich entscheiden muss.
(Innerhalb der Freikirchen sticht der ICF aufgrund einer extrem profilierten USP heraus: das sind die, welche die Amerikanisierung der Religion auf die Spitze treiben).
Sogar die Zeugen Jehovas haben eine markante USP: das sind die, die Samstag morgens vor der Tür stehen und sich im Weltuntergangsdatum notorisch verrechnen.

Welche unique selling proposition hat die Reformierte Kirche anzubieten?
Früher hiess es: das sind die, die nicht katholisch sind. Heute reicht den Reformierten ein negativ formuliertes Alleinstellungsmerkmal nicht. Zumal man ja ökumenisch offen sein will. Allein, USPs leben auch von Abgrenzungen und damit tun sich die Reformierte seit längerem schwer. Ökumene muss der USP nicht an sich abträglich sein, ganz im Gegenteil: Taizé lebt davon, dass es ein ökumenisches...oder reformiertes?...oder kommt-es-überhaupt-drauf-an?-Kloster ist.

Aber die reformierte USP, was könnte das sein?


Für weiterführende Gedanken dankbar wäre
B. Amatruda