Dienstag, 3. November 2015

Quantum Jesus (neue Serie)


 
Theologen sollten sich unbedingt mit Quantenphysik beschäftigen
(Teil 1)



Wie viele Pfarrerinnen und Pfarrer kennen sich mit dem Nullpunkt-Feld, dem Phänomen der Verschränkung von Elementarteilchen oder dem nichtlokalen Informationsaustausch aus?

Was die Erforschung der kleinsten Einheiten der Materie und der physikalischen Wirkkräfte seit 100 Jahren zutage gefördert hat, ist derart revolutionär, dass die Grundlagen unseres modernen Weltbildes (ja, auch des traditionellen wissenschaftlichen Weltbildes) neu durchdacht werden müssen.  Die Theologie sollte sich hier nicht zurück halten.

Die Naturgesetze, die wir in der Alltagswelt als gegeben hinnehmen, werden im subatomaren  Raum plötzlich ausser Kraft gesetzt. Manche Wissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass es Materie als solche gar nicht gibt, bzw. nicht so, wie wir sie uns vorstellen, nämlich als kleine feste Einheiten (z.B. Atome), die sich dann zu immer grösseren Einheiten formieren. Je weiter man in den Kern der Teilchen vordringt, desto mehr zeigt sich, dass es Energieschwingungen gibt (die wir als materiell wahrnehmen) und sehr viel Leere dazwischen. Die Grundlage der Materie ist selbst nicht materiell.  Wenn das keine wissenschaftliche Sensation für einen Theologen ist!

Nun ist das Gespräch zwischen Quantenphysik und Religion alles andere als neu. Nicht nur, dass bereits die Pioniere der Quantenphysik sich angesichts der erstaunlichen Beobachtungen mit Begriffen wie Geist, Nichts, Gott beschäftigten. Gewisse Forscher nahmen später den Dialog mit Religionsvertretern und spirituellen Führern tatsächlich auf. Nur, dass es sich bezeichnenderweise vor allem um Vertreter fernöstlicher Religionen handelte.

Die christliche Theologie hinkte hier einmal mehr der Zeit hinterher. Zum einen, weil sie sich selten nach den neuesten Trends gerichtet hat; und wenn, dann mit grosser Verspätung. Zum andern aber, weil sie immer noch grossmehrheitlich dogmatisch denkt:
Phänomene, die nicht ins gewohnte Schema passen, werden auf ihre Kompatibilität mit der „biblischen Lehre“ oder  dem „christlichen Weltbild“ hin geprüft und entsprechend kritisch behandelt. Die kritische Auseinandersetzung ist selbstverständlich das A und O jeder Wissenschaft. Nur hat die Theologie oft Mühe, neue und fachfremde Erkenntnisse auch in ihr Lehrgebäude zu integrieren. Solches gelingt eher einzelnen Exponenten, die damit ungewollt polarisierend wirken.

Pfarrerinnen und Pfarrer sollten sich unbedingt mit Quantenphysik beschäftigen. Sie, die Predigerinnen und Prediger, suchen ja immer nach anschlussfähiger christlichen Rede. 
Paulus benutzte die Rhetorik und die Sinnbilder seiner Zeit; Johannes die Sprache der Gnostiker. Bultmann erschloss den Existenzialismus für das Christentum; die Befreiuungstheologen die marxistische Analyse und Tillich und Drewermann die (Psycho-)Analyse der Seele. Jeder auf seine Art verwendete eine Sprache, die auch Kirchenferne und Skeptiker überzeugte. Sie malten die befreiende Botschaft, dass jedes Leben bedingungslos geliebt ist, mit Bildern, die die Menschen ihrer Zeit nachvollziehen konnten.


Diese Serie wird sich nun mit den Bildern beschäftigen, welche die Quantenphysik für uns bereit hält.


Weiterführende Literatur:

Einführungen ins Thema
Don MacGregor: Wissenschaft und Transzendenz: Zwei Sichtweisen - eine Welt 

Hans-Rudolf Stadelmann: Im Herzen der Materie. Glaube im Zeitalter der Naturwissenschaften
Ulrich Warnke: Quantenphilosophie und Spiritualität - Der Schlüssel zu den Geheimnissen des menschlichen Seins 

Anselm Grün / Michael Grün: Zwei Seiten einer Medaille. Gott und die Quantenphysik

Google-Begriffe / Wikipedia-Artikel:
Hans-Peter Dürr
David Bohm
Werner Heisenberg
Niels Bohr





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